Die Diagnostik von Hautkrebs ist verhältnismäßig aufwändig und abhängig von der Erfahrung der behandelnden Ärzte. Dabei handelt es sich bei diesem Typus um eine der häufigsten Krebserkrankungen. Jedes Jahr erkranken laut der Deutschen Krebsgesellschaft rund 200.000 Menschen an Hautkrebs. Besonders gefährlich ist der »schwarze« Hautkrebs. Dringt dieser erst einmal in tiefere Hautschichten ein, sinken die Heilungschancen auf unter 10 Prozent. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind der einzige Weg, um kritische Hautveränderungen frühzeitig zu erkennen. Der Arzt untersucht dazu, neben der makroskopischen Inspektion der gesamten Hautoberfläche, mit einem Dermatoskop atypische Leberflecken auf Merkmale wie Größe, Textur, Farbe und Umrandungen und beobachtet, ob sie sich während der regelmäßigen Vorstellungen im Zeitverlauf verändern. Da die meisten Menschen viele Leberflecke haben, ist das eine zeitaufwändige Prozedur. Zudem ist es schwierig, Veränderungen, wie etwa das Wachstum einzelner Leberflecke, im Auge zu behalten, da sie der Arzt bei der nächsten Untersuchung oft nicht zweifelsfrei identifizieren kann.
Der vom Fraunhofer IFF, den Dermatologen der Universitätsklinik Magdeburg und weiteren Partnern entwickelte Ganzkörperscanner soll dieses Verfahren nun deutlich beschleunigen und das Entdecken potenziell gefährlicher Leberflecken vereinfachen. Dafür liefert er standardisierte Daten, mit denen die Haut objektiv beurteilt werden kann. Zugleich ermöglicht er eine verbesserte Verlaufsdokumentation jedes einzelnen aufgefallenen Leberflecks.
Standardisierte Hautkrebsdiagnostik
Prof. Dr. Harald Gollnick, emeritierter Direktor der Magdeburger Universitäts-Hautklinik für Dermatologie und Venerologie, ist Mitinitiator der Entwicklung des Dermascanners und lieferte als Experte auf dem Gebiet der Dermatologie auch das unverzichtbare Knowhow für die fachliche Beurteilung und Verarbeitung der aufgenommenen Scannerdaten. Er ist mehr als vertraut mit den Herausforderungen der Hautkrebsdiagnostik und betont, dass es eben häufig vorkommt, dass ein einzelner Patient mehr als hundert Leberflecke aufweist. Wenn sich ein solcher Hochrisikopatient nach einiger Zeit erneut beim Arzt vorstellt, lässt sich bei einer mit Pigmentmalen übersäten Haut mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden kaum noch sicher nachvollziehen, ob Stelle und Größe der Leberflecke noch identisch sind. Mit diesem Gerät ist nun erstmals eine annähernd standardisierte Beurteilung von Veränderungen der Haut möglich.
Dafür begibt sich der Patient zu Beginn der Untersuchung stehend in das wie eine Kabine aufgebaute Gerät. Dort wird die Hautoberfläche des Patienten aus verschiedenen Positionen gescannt und in etwa 100 Einzelbilder unterteilt. Solche bildbasierten Dokumentationen gibt es bereits. Der Knackpunkt ist aber, dass man allein anhand der Aufnahmen die tatsächliche Größe und Wachstumsveränderungen nicht eindeutig erkennen kann. Der Dermascanner erstellt daher zusätzlich 3D-Messdaten, die mit den 2D-Aufnahmen fusioniert werden.
Unterstützung bei der Diagnose
Treffen nun Lichtstrahlen aus der Kamera auf den Leberfleck, kann man ihnen einen genauen 3D-Abstand zuordnen. Selbst wenn verschiedene Aufnahmen nicht aus der exakt gleichen Entfernung aufgenommen wurden – was kaum möglich ist – kann der Arzt anhand des Maßstabs die tatsächlichen Größenverhältnisse eindeutig bestimmen. Die Messdaten und Bildaufnahmen werden in eine Analysesoftware eingespeist, dort ausgewertet und durch eine automatische Klassifizierung auf dem Boden eines antrainierten und geprüften Thesaurus vorsortiert in »unverdächtig« oder »unklar« oder »verdächtig«. Existieren ältere Verlaufsaufnahmen, vergleicht die Software diese mit den aktuellen Bildern. Mit dieser Technologie erkennt man bereits das Wachstum eines Leberfleck auch nur um einem halben Millimeter. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Arzt dank der 3D-Messdaten jeden einzelnen Leberfleck stets eindeutig wiederfinden kann.
Das Auffinden verdächtiger Veränderungen funktioniert mit diesem Gerät zwar weitgehend automatisiert, die Diagnose selbst ist und bleibt jedoch Sache des Arztes. Dennoch bedeutet die Technik für Ärzte und Patienten eine ganz wesentliche Erleichterung und eine verbesserte Diagnostik.